Nach einer kurzen Eingangsmeditation, die die Teilnehmer sammelt und nach innen lenkt, beginnt die Systemische Familienaufstellung.

Die Person, die aufstellen will, setzt sich neben den Aufstellungsleiter und schildert ihr Anliegen. Oftmals passiert in diesem kurzen Gespräch bereits eine innere Klärung. Der Aufstellende, der in unserem Beispiel seine Herkunftsfamilie (Vater, Mutter, Sohn, Tochter) aufstellt, sucht sich spontan Stellvertreter für jede einzelne Person seiner Herkunftsfamilie aus der Runde der Gruppenteilnehmer aus. Er fragt einen Teilnehmer: „Würdest Du für meinen Vater stehen?“, eine andere Teilnehmerin: Würdest Du für meine Mutter stehen?“ und so fort, bis alle Stellvertreter benannt sind. Jede der gefragten Gruppenteilnehmer darf selbstverständlich die Stellvertretung für eine Person, ohne Begründung ablehnen.

Die einzelnen Stellvertreter werden von dem Aufstellenden aus einer gesammelten, meditativen Haltung heraus jeweils an den Platz geführt, der sich innerlich stimmig anfühlt. Die gesammelte Haltung kennt keine verstandesmäßigen Pläne, wie etwas sein oder aussehen soll. Vielmehr stellt diese ein tiefgehendes und umfassenderes Wissen der aufstellenden Person dar. Der Bezug der einzelnen aufgestellten Personen zueinander ergibt sich also, um es anders auszudrücken, aus einer tiefen emotionalen Resonanz zu der Frage/Problemstellung. Dieses emotionale Wissen steht uns oftmals im alltäglichen Leben nicht bewusst zur Verfügung.

Der Stellvertreter fühlt sich in die durch ihn „vertretene Person“ emotional ein. In innerer Resonanz mit dieser, drückt der Stellvertreter nun die Empfindungen durch Bewegungen, Körperhaltungen und/oder Gefühle aus. Diesem emotionalen Ausdruck ist nach unserer Erfahrung meist uneingeschränkt zu vertrauen. Das vorhandene emotionale Wissen der gesamten Teilnehmer ist sehr viel größer als der Verstand des Einzelnen. Manche Familienaufsteller bezeichnen dieses Resonanzphänomen als „wissendes Feld“.

Wir, als Aufsteller, gehen mit dem gezeigten emotionalen Ausdruck mit. Wir erleben darin zum Ausdruck kommende liebevolle Bewegungen der Seele, die wir in der Grundhaltung des TAO begleiten. Im Einzelfall stoßen wir den Prozess an, indem wir einzelne Impulse setzen, um die bereits begonnene innere Bewegung zu unterstützen. Die sich verändernden Bezüge, Gefühle, Körperhaltungen und Bewegungen, erfassen grundsätzlich alle Personen des Systems.

Die am Rande sitzenden anderen Gruppenteilnehmer können die einzelnen Veränderungen bis hin zum „Abschlussbild“ in ihrer persönlichen Resonanz authentisch nachvollziehen und erfahren.

Zum Abschluss der Systemischen Familienaufstellung gibt es einen kurzen Austausch zwischen Aufstellenden und Aufstellungsleitern. Verstandesmäßiges Analysieren oder Interpretieren wird von uns nicht unterstützt. Der von uns sonst geschätzte Verstand ist an dieser Stelle wenig hilfreich. Entscheidend sind vielmehr die emotional erfahrenen liebevollen Bewegungen der Seele, die im Körpergedächtnis verankert werden. Seele und Körper benötigen Zeit, die neuen Erfahrungen und die veränderten Bewegungen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu integrieren.

Kleiner Hinweis:
Jede einzelne Fragestellung, jedes einzelne Problem der aufstellenden Person, ist absolut individuell zu betrachten. Einfache Vergleiche oder Übertragungen auf die Verhältnisse oder (scheinbare) ähnliche Fragestellungen der eigenen Person verbieten sich daher.

Für den Versuch, verschiedene Aufstellungen miteinander zu vergleichen, gilt dasselbe. Dies ist nicht nur nicht hilfreich, sondern schlichtweg nicht möglich. Individualität kann sich in der Vielfalt des Lebens niemals in Vergleichen widerspiegeln.