Ich stelle oftmals Anliegen/Fragen auf, für die der systemische Rückbezug auf das familiäre Herkunftssystem und/oder auf das Gegenwartssystem wichtig ist, um die dort zu verortenden emotionalen Konflikte, die bis in die Gegenwart hineinwirken, aufzudecken. Die dabei erzielten emotionalen Einsichten verändern in der Folgezeit den Blick auf das jeweilige familiäre System und seine einzelnen Mitglieder. Der zuvor bestehende Konflikt löst sich oftmals auf.

In manchen familiären Systemen gelingt dies jedoch nicht ausreichend gut. Die aufstellende Person wirkt weiterhin belastet, statt entspannt und unbeschwert ihr Leben gestalten zu können. Woran kann dies liegen?

Zum einen, dass weitere wichtige unbewusste schicksalshaft verstrickte Konfliktdynamiken vorliegen und zum anderen, dass unbewusste Konflikte in der Ahnenreihe die Grundlage bilden. Eine erneute systemische Aufstellung ist in diesen Fällen häufig notwendig. Oftmals ist es in diesem Fall hilf- und erkenntnisreich, auf die mütterliche oder väterliche Ahnenreihe zu schauen und diese systemisch aufzustellen.
Ich möchte dies am Beispiel einer Aufstellung mit einer weiblichen Ahnenreihe darstellen. Für diese Ahnenreihe wird für jede einzelne Generation eine weibliche Stellvertreterin ausgewählt. Wieweit der Aufsteller in der Generationenfolge dabei zurückgeht, ist zumeist seiner Intuition überlassen. Die Frau, die aufstellt, sucht jeweils weibliche Stellvertreterinnen für ihre Mutter, ihre Großmutter usw. aus und stellt diese an ihren Platz hintereinander in einer Reihe auf, mit Blickrichtung nach vorne.

Seitlich von diesen Frauen werden Stellvertreter für die jeweils dazugehörigen Männer (ihr Vater, ihr Großvater usw.) aufgestellt, die ebenfalls hintereinander stehen und nach vorne schauen.
Die Aufstellende sucht sich nun für sie selbst stimmig anfühlenden Platz, von dem aus sie auf die beiden Ahnenreihen schauen und fühlen kann.
Erst dann ist es den Stellvertreterinnen erlaubt, ihrer Gefühle gemäß, sich langsam zu bewegen und dabei die erlebten Gefühle körperlich auszudrücken.

Von dem eingenommenen Platz aus, kann die Aufstellende nunmehr die ausgedrückten Bewegungen in den Ahnenreihen, die dabei zu Tage tretenden Gefühle und Haltungen der einzelnen Personen, fühlen, wahr- und aufnehmen. Etwaige Konflikte in einer bestimmten oder zwischen den Generationen werden hierbei offenkundig, berühren die Seele der Aufstellenden und entfalten ihr wirkmächtiges Potential. Darüber können sich innere Sichtweisen und Gefühle, wie auch die Bezüge zur eigenen weiblichen Ahnenreihe, aber auch im Verhältnis zu den dazugehörigen Männern ändern.
Hierüber wird es möglich zum einen bereits Erarbeitetes, Bewusstgewordenes in deren Wahrhaftigkeit mit einem anderen Blick auf das System bestätigt zu bekommen. Zum anderen können bisher unerkannte wichtige Konflikte, mit denen sich die Aufstellende unbewusst emotional identifiziert hat, bearbeitet werden.

Dies führt regelmäßig dazu, dass die aufstellende Person ihrer Wahrnehmung, ihren belastet erlebten Gefühlen, dass etwas noch nicht richtig erkannt und bearbeitet worden war, absolut vertrauen kann. Hierüber stärkt sich das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, die Selbstsicherheit und Selbstwirksamkeit. Das hierdurch gestärkte und erweiterte Bewusstsein führt wiederum zu einem neu ausgerichteten, emotional erkennenden Blick auf sich selbst, auf die Ahnenreihe und damit das eigene Sein.
Diese Art von Aufstellungen bieten sich in der Regel für diejenigen Menschen an, die bereits die systemische Aufstellungsarbeit mit eigenen Aufstellungen kennengelernt haben.